BLUE DEATH

abstrakte Fotografie

klassische Fotografie, Farb-Diapositiv 6 x 7
Inkjet print, Lightbox, Video
2018

Dokumentation und Virtualität – die Fotografie schwankt ständig zwischen diesen zwei Polen. Traditionell geht es dabei um das Prinzip der Beschädigung der Realität durch digitale Manipulation: Die künstliche Welt entsteht durch Bearbeitung eines Bildes, das dadurch neue Bedeutungen bekommt. Dieses Projekt geht in die entgegengesetzte Richtung: der unbekannte, nicht erforschte, aber dennoch relevante digitale Bereich wird von der organisch-menschlichen Welt attackiert, durch Manipulation und bildhafte Wahrnehmung. Im Zentrum des Interesses steht der künstliche Bereich des Computers, nicht nur durch seine übermenschliche Exaktheit und Geschwindigkeit, sondern vor allem als eigenständiges Bild.

Der Terminus Blue death (dt. Blauer Tod) ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das Abstürzen des PCs. Wenn das Betriebssystem automatisch ausgeschaltet und der Service-Modus gestartet wird, erscheint ein blauer Bildschirm, auf dem die Fehlermeldung angezeigt wird. Die Serie Blute death entstand durch Eingriffe in die Software eines teilweise funktionstüchtigen Computers; die Bilder entstanden auf organische Weise und durch zufälliges Entdecken, nicht durch Suchen und Erforschen der technischen Fehler. Die einfachen und schnellen Bewegungen der digitalen Fenster verweisen auf die Geste der malenden Hand; die auf dem Bild hinterlassenen Spuren werden durch das Abfotografieren erhalten. Durch das Ausschalten des Computers verschwinden sie wieder.

Das Vergleichen früherer, vorgegebener Lebensmuster in Bezug auf Arbeit, Familie und Gender-Identität mit den heutigen stellt uns vor ein Dilemma. Regeln, Grenzen, Konventionen können als Einschränkungen, jedoch aber auch als einfache Lösungen aufgefasst werden. Allerdings lässt die genauere Beobachtung der eignen Entscheidungen auch Schlüsse über die eigene Identität zu, woraus sich wiederum der Sinn des Lebens erschließen kann. Wir sind Zeugen einer Epoche grundlegender Änderungen, in der wir eine scheinbar unendliche Menge an Möglichkeiten haben, wie wir sein könnten, doch zugleich waren wir noch nie einem derart großem Druck seitens neuer, künstlicher Realitäten ausgesetzt, die uns mit digitaler Abhängigkeit und der Zerstörung der menschlichen Persönlichkeiten drohen. Unsere Überlegungen balancieren zwischen der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Drohung des Zerfalls. Es scheint, als wäre das wichtigste Symbol dieses Prozesses nicht mehr der Mensch, sondern die Technologie.